
22. September 2000
Ein gelungenes Fest trotz schwarzer Wolken
Mit einem Chorkonzert der Kantorei Nordhausen in der Sülzhayner St. Katharinenkirche begannen die Feierlichkeiten zur 1050-Jahr-Feier des Kurortes.
Ein Jahr dauerte die Vorbereitung im Festkomitee. In zahlreichen Sitzungen wurde über Programme und deren Gestaltung diskutiert. Es sollte ein schönes Fest für die Bürger und die Besucher des verträumten Kurortes Sülzhayn werden. Aber Veranstalter sind immer geplagte Menschen. Für sie bleiben bis zum letzten Programmpunkt die Fragen offen: Kommen genügend Besucher? Decken sich die Kosten? Spielt das Wetter mit? Kommen alle Veranstalter? Wird's auch gut laufen?
Das Festprogramm am Samstagabend im Kulturzentrum war von besonderer Art. Durch die 1050-jährige Geschichte des geplagten Ortes führten chronologisch sowie anschaulich Ortsbürgermeister Horst Lange und Rudi Fritz. Unterstrichen wurden diese durch Darbietungen der Laienspielgruppe des Karnevalvereins Sülzhayn und dem Programm des Männergesangvereins mit seinem Vokalquintett. Mit einer gelungenen kulinarischen Wanderung durch Sülzhayn präsentierten sich die Mitarbeiter des erst in diesem Jahr eröffneten Parkhotels den Gästen. Für die ausgefallenen "Harzbuben" sprang kurzerhand die "Nordhäuser Touringband" ein, so war der Jubiläumsball gerettet.
Das bunte Markttreiben am Sonntagmorgen wurde durch die Muskönigin aus Gudersleben eröffnet. Am Nachmittag präsentierte sich Sülzhayns Rhododendronkönigin: Bei Kaffee und Kuchen lauschten viele Besucher den Darbietungen der Folkloregruppe Sülzhayn und den Brauchtums- und Folkloregruppen der umliegenden Harzorte im Kurpark.
Wer kann am besten mit Feuer umgehen? Die Feuerwehr. Emsig wie die Bienen zündeten sie ein Meer von Lichtern an, die den Kurpark erleuchteten. Einen krönenden Abschluss fand das Fest mit einem Höhenfeuerwerk - die Schönheit war so groß, dass die Zuschauer mit Riesen-Applaus dankten.
Das Fest war vorbei und alle Höhen und Tiefen vergessen. Keiner der Gäste und Besucher merkte etwas von dem schweren Gewitter, das seit einigen Wochen über dem Bürgermeister und dem Ortschaftsrat liegt. Jahrelange Bemühungen, unseren schönen Kurort Sülzhayn wieder auf die Beine zu stellen, werden massiv untergraben. Erst waren es 40 Jahre Sperrgebiet, dann die Angst vor dem Steinbruch und eine geplante Schweinezucht, die uns das Leben erschwerten. Dann wieder das ewige Ringen um die Straßenanbindung zum Oberharz und zuletzt die Schließung der Fachklinik am Haidberg.
Jetzt soll uns etwaas ganz Außergewöhnliches treffen. Im Gespräch sind einige hundert jugendliche Mehrfachstraftäter mit erheblicher Gewaltbereitschaft, die nach der Versteigerung der Klinik dort resozialisiert werden sollen. Es klingt wie ein schlechter Scherz. Fördermittel, die unter anderem in den Dr.-Kremser-Park, das Haus des Gastes, den örtlichen Straßenbau und in viele Häuser geflossen sind, wären dann ein Flop. Die Existenz aller Investoren steht auf dem Spiel. Davon betroffen sind nataürlich ebenso alle, denen man in Sülzhayn schöne Bauplätze verkauft hat. Auch die über zehn Jahre erkämpften und erhaltenen Arbeitsplätze in der KMG-Rehabilitationsklinik sind dann erledigt. Wer dabei nur an Sülzhayn denkt, der irrt. Denn die Auswirkungen werden weit über die Ortsgrenzen hinaus zu spüren sein.
Uta Seifert, Sülzhayn
(Quelle: Thüringer Allgemeine, 29.09.2000)