1989
Aus dem Buch "SÜLZHAYN, Historischer Abriss von 950 bis 2007"
Im November 1989 kam es zur Wende, die Grenzen zwischen der DDR und der BRD fielen weg. Deutschlands Zukunft nach der Niederlage im zweiten Weltkrieg 1945 war von den Forderungen und Bedingungen der Siegermächte abhängig. Das Land war auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens in vier Besatzungszonen durch die Siegermächte aufgeteilt worden.
Während die drei Westmächte (USA, England und Frankreich) ihren Vorstellungen eines demokratischen Staates nachgingen, war die Sowjetunion ihrerseits den Ideen eines liberalen sozialistisch geprägten Staates gefolgt. Die Teilung des Landes in zwei unabhängige Staaten war die Folge. Die Einheit des Landes war stets das Ziel, trotz unterschiedlicher Ansichten beider Staaten.
Am 9. Nobember 1989 begann die Wende und der Traum eines einheitlichen Landes ließ sich jetzt verwirklichen. Sperrzonen entlang der BRD, die so genannten Grenzsicherungsmaßnahmen im Westen der DDR-Zaun, Minenfelder und sonstige Einrichtungen des Grenzschutzes fielen weg, waren nun Vergangenheit. Den Grenztruppen der DDR gebührt ein besonderes Lob. Trotz unmittelbarer Unkenntnis dieser neuen Situation blieben sie diszipliniert und passten sich der neuen Lage an. Es fiel kein Schuss.
An den ersten Tagen nach der Grenzöffnung gab es kilometerlange Autoschlangen in Richtung Westen. Pro Person wurden 100 DM West Begrüßungsgeld gezahlt, die natürlich auch sofort umgesetzt wurden.
Nun fanden sich ehemalige Sülzhayner zum Heimattreffen im eigenen Ort zusammen, ein Volksfest zum Gedankenaustausch. Es folgten öffentliche Aussprachen im Ort und so genannte Abrechnungen über die Jahre der DDR-Zeit und was man ändern wollte.
Im März 1990 fanden wieder demokratische Wahlen in der DDR nach westlichem Modus statt. Hans Modrow wurde abgelöst, Lothar de Maizière (1) wurde Ministerpräsident. Kontakte zu den Orten Zorge, Wieda und Walkenried wurden geschlossen und Wege zur Verständigung neuer Erkenntnisse genutzt. Pläne und Vorstellungen über die Zukunft fanden ihren Niederschlag in neuen Aufgaben. Der Ort lebte auf. In den nachfolgenden Jahren wurden bemerkenswerte Projekte verwirklicht:
- Neue Siedlungsgebiete am Moosberg, im Siegen, am Sandglinz und vor der Heide - 29 Eigenheime entstanden
- 72 Wohnungen in drei Wohnblöcken privatisiert
- Bau der neuen Klinik am Haidberg sowie spätere Übernahme als Reha-Klinik durch die KMG
- Eine Reihe von baulichen Verbesserungen im Ort, sowohl an öffentlichen wie auch privaten Gebäuden
- Ausbau der Dachgeschosse am so genannten Bettenhaus und am Kindergarten Benneckensteiner Straße
- Umbau des Gemeindehauses mit Einrichtungen eines Informationszentrums des Fremdenverkehrsbüros der Stadt Ellrich, einer Zweigstelle der Kreissparkasse Nordhausen und der Gemeindeverwaltung
- Neubau der Gaststätte "Restaurant & Café am Park" mit Rekultivierung des anliegenden Kurparks und Wiederaufstellung des Springbrunnens und seiner Froschfigur
- Erneuerung und Umgestaltung des zweiten Kurparks "Dr. Kremser" im Oberdorf (1998)
- Durchführung wichtiger Maßnahmen zum Straßenbau (Promenade (1998) mit gleichzeitiger Erneuerung der Sülze - Verrohrung (2000), Benneckensteiner Straße, Ortsdurchfahrt aus Richtung Werna, Brücke am Tosborn beim Schlauchturm der Feuerwehr)
- Der Schützenverein erbaute ein Schützenhaus (2005), im Bereich des früherern Vereinshauses und dazu eine Schießanlage für den Schießsport
- Der Mühlenberghof (ehemals Bauernhaus der Familie Bischoff) wurde in aufwendiger Restaurierung und Sanierung durch die Familie Meißner nicht nur als Lokal, sondern auch als Bühne der Kleinkunst mit hohem Niveau geschaffen.
Auch auf kulturellen und bildungspolitischen Gebiet gab es neue Wege. Im Oktober 1998 wurde die hiesige Grundschule geschlossen und die hier noch bestehenden vier Unterstufenklassen an die Ellricher Schule angegliedert.
1990 wurde der Harzklubzweigverein und 1995 der Kur- und Fremdenverkehrsverein Sülzhayn gegründet. Ein besonderes Ereignis ist das jährliche Rhododendronfest am letzten Wochenende im Mai (erstmals 1996). Als erste Rhododendronkönigin wurde 2000 Marion Juckeland gekrönt. Sie übte ihre Regentschaft bis 2007 aus.
Anmerkung der Redaktion: Danach wurde 2008 Caroline Kersting neue Rhododendronkönigin.
2002 erhielt Sülzhayn vom Thüringer Wirtschaftsministerium das Prädikat "Staatlich anerkannter Erholungsort" verliehen. Zu einer Bestätigung als "Luftkurort" hatte es wegen rückläufiger Infrastruktur nicht mehr gereicht (siehe Zeittafeln).
Schützenverein, Folkloregruppe, Männergesangsverein sowie Karnevalsverein und letztlich die freiwillige Feuerwehr tragen gemeinsam zur Gestaltung gesellschaftlicher Höhepunkte bei, um das Leben unserer Gemeinde abwechslungsreich und zum Wohle aller zu gestalten.
Text von Rudi Fritz (im Mai 2007)
1) (*1940), Rechtsanwalt in der DDR und Politiker der Ost-CDU in der DDR, letzter Ministgerpräsident der DDR, nach der Wende CDU-Mitglied und MdB (Rücktritt wegen Stasi-Belastung)