Chronik für das Jahr 1947

Entstehung des Kurparks/ Rhododendronparks in Sülzhayn

Entstehung des Kurparks/ Rhododendronparks in Sülzhayn

1. Januar 1947

Im weiten Umfeld des Harzes gibt es keinen Ort, der im Mai jeden Jahres eine solche Fülle von Rhododendronblüten zu bieten hat wie Sülzhayn. Der Ort ist eingebettet in die liebliche Landschaft des Südharzes, in das Tal des Flüsschens Sülze und liegt ca. 15 km nordwestlich von Nordhausen auf ca. 300 Höhenmetern.

Der Beginn der Pflanzungen des Rosenbaums, wie der Rhododendron übersetzt aus dem Griechischen eigentlich heißt, ist verbunden mit dem Bau der ersten Sanatorien vor mehr als hundert Jahren. Ab 1900 entstanden im Ort 10 große Sanatorien für die Lungenerkrankung Tuberkulose. Sülzhayn wurde aufgrund des milden Reizklimas weltweit als Kurort bekannt, wurde sogar das "Davos des Nordens" genannt.

Jedes Sanatorium hatte einen eigenen Park, in dem die Patienten flanieren konnten, bzw. mit Liegehallen auf den Geländen, in welchen die Patienten ihre Liegekuren an der frischen Luft durchführen konnten. Es kam zur Konkurrenz zwischen Sanatorienbesitzern, denn jeder wollte seinen Patienten natürlich den schönsten Park bieten. Durch den lukrativen Kurbetrieb konnten sich viele den immergrünen Rhododendron leisten, somit sind viele dieser Pflanzen im ganzen Ort vertreilt. Auch heute noch gedeihen die Pflanzen in zahlreichen Vorgärten.

Der heutige Kurpark war die Parkanlage des Sanatoriums "Glück Auf", welches in den 1930er Jahren geschlossen wurde. Das Gebäude wurde zur Gemeindeverwaltung bzw. Kurhaus umfunktioniert. Der dazugehörige Park wurde als öffentlicher Kurpark im Jahr 1947 von dem Gärtner Albert Hoffmann und verschiedenen Gemeindearbeitern neu gestaltet. Es gab hier ein Alpinum mit seltenen Pflanzen und Raritäten, wie z. B. Edelweiß und Enzian. "Kleine Junggärtner" (Schulklassen) haben den Park mitgepflegt. Weiterhin soll es auch ein Vivarium mit verschiedenen Exoten, wie Palmen, Leguanen und Exen gegeben haben sowie eine Fasanerie. Für die Kurgäste des Ortes wurden alle 14 Tage Konzerte auf dem Konzertplatz veranstaltet und über Lautsprecher wurde jeden Tag Musik gespielt. Der hübsche Froschbrunnen sowie Bäume und Sträucher wurden mit Licht angestrahlt.

Die große Blütenpracht der zu stattlichen Sträuchern herangewachsenen Pflanzen entwickelte sich jahrzehntelang im Verborgenen, da mit Gründung der DDR Sülzhayn im Grenzgebeit lag und nur noch mit Passierschein aufgesucht werden konnte. In den 60er Jahren galt die Tuberkulose als weitestgehend ausgeheilt. Die Heilstätten in Sülzhayn wurden mit körperbehinderten Patienten belegt. Nach der Wende im Jahr 1989 wurde das Gesundheitswesen umstrukturiert. Heute sind vom einstigen Glanz fast nur noch die Rhododendren übrig.

Die "alten" Rhododendron sind inzwischen zu ansehnlichen Exemplaren von 4 Metern und mehr herangewachsen. Gepflanzt wurden die damals üblichen Sorten "Catawbiense Grandiflorum", die den größten Umfang ausmachen. Weiterhin die Sorten "Cunningham's White", "Roseum Elegans", Catawbiense Boursault" und "Fastuosum Flore Pleno". Vereinzelt findet man noch "Album Novum" und "Nova Zembla".

Der Heimat- und Kulturverein Sülzhayn e. V. veranstaltet im Rhododendronpark seit 1996 jährlich an einem Sonntag im Mai das Rhododendronfest. Hierzu lädt die Sülzhayner Rhododendronkönigin verschiedene Gastköniginnen und Hoheiten aus ganz Deutschland ein. Hunderte Besucher zieht es zu diesem Fest, denn nicht nur der Kurpark lockt mit seinen zahlreichen Blüten, sondern auch ein interessantes regionales Kulturprogramm.

Aber nicht nur im Mai ist ein Ausflug nach Sülzhayn eine Empfehlung, auch sonst laden viele Rundwanderwege in den Wäldern und Bergen um den Ort dazu ein, das Vorland des Südharzes mit tollen Ausblicken zu erleben. Wer nach Sülzhayn kommt, sollte jedoch einen gut gefüllten Verpflegungsrucksack mitbringen, denn gastronomische Versorgung ist leider im Moment nicht vorhanden.

Hinweise zur Anfahrt:

Der Park jederzeit öffentlich zugänglich und kostenlos. Parkplätze gibt es unmittelbar davor oder hinter dem Haus des Gastes in der Dr.-Kremser-Str. 38.

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